Informationen für Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen und Veranstalter
Sehr geehrte Interessierte
des musikalischen Leseprogramms für Menschen mit psychischen Behinderungen und/oder Abhängigkeitserkrankungen.
Hier finden Sie die Konzeption und Informationen zur Durchführung des Programms.
Das Programm
Das Programm "Wenn ich ganz für mich bin..." ist als musikalisches Leseprogramm speziell für Menschen mit psychischen Behinderungen und/oder Abhängigkeitserkrankungen und deren Angehörige konzipiert. Es beinhaltet Lesungen aus verschiedenen Büchern Torsten Gränzers, ergänzt durch einige Lieder aus seinen Projekten, die in akustischen Versionen, wahlweise mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung, aufgeführt werden. Hauptschwerpunkte dabei sind Sucht, Depressionen und Ängste sowie deren Begleiterscheinungen und Bewältigung. Dabei stehen das emotionale Erleben bestimmter Lebensabschnitte und -situationen wie auch die Beziehungen zwischen Menschen nicht nur in Krisensituationen im Mittelpunkt. Innerhalb einer ca sechzigminütigen, emotionalen Reise durch verschiedene Lebensstationen und -krisen wird von einem selbst Betroffenen aufgezeigt, dass konstruktiv mit der Erkrankung umgegangen werden kann und somit eine persönliche Entwicklung möglich ist.
Das Programm greift auf Elemente und Methoden der Biblio- und Musiktherapie zurück, wobei vor allem die rezeptiven Varianten jener Therapieformen Verwendung finden, bei denen die Patienten/Klienten vorerst nicht aktiv eingreifen, sondern als Zuhörer fungieren und später ihr Erleben reflektieren können.
Es eignet sich, in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und Pädagogen, besonders zur Aufführung in therapeutischen Einrichtungen, Kliniken, Schulen sowie Reha- und Sozialeinrichtungen und steht selbstverständlich allen weiteren Interessierten offen. Es kann je nach Schwerpunkt (bestimmtes Klientel, Motto einer Veranstaltung) entsprechend thematisch angepasst werden.
Die Aufführenden
Wir sind Musiker und Autoren, die teilweise über eigene umfangreiche therapeutische Selbsterfahrungen verfügen sowie Ausbildungen in sozialen und pflegerischen Berufen genossen haben und in diesen tätig sind oder waren. Künstlerisch waren wir viele Jahre in verschiedenen Genres, von Rockband bis zur Oper, engagiert. Dabei blicken wir auf viele Veröffentlichungen zurück, die unter anderem Verwendung als bibliotherapeutische Literatur in verschiedenen Kliniken und sozialen Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden. Je nach Schwerpunkt und örtlichen Gegebenheiten führen wir das Programm "Wenn ich ganz für mich bin..." in unterschiedlichen Besetzungen in Kliniken und therapeutischen Einrichtungen auf.
Das Menschenbild
Wir sehen den Menschen als ganzheitliches Natur- und Geisteswesen, dessen Würde, Selbstbestimmung und Autonomie sein höchstes Gut und zu achten ist. Im Umgang mit Menschen handeln wir innerhalb der Richtlinien der „Klientenzentrierte Gesprächsführung“ nach den Grundlagen von Carl R. Rogers. Wir bringen ihnen einfühlendes Verständnis für ihre innere Welt entgegen, nehmen ihre Gefühle, Gedanken und Einstellungen wahr und akzeptieren diese, wobei unser Verhalten und unsere Äußerungen mit unserem inneren Erleben und Denken übereinstimmen. Nur auf dieser Basis sind unserer Meinung nach tragfähige Beziehungen und ehrliche Arbeit mit Menschen möglich.
Wir sehen eine tief verknüpfte Wechselwirkung körperlicher und seelischer Erkrankungen des Menschen, dessen emotionales Leben von zentraler Bedeutung für seine Gesundheit ist. Im Leseprogramm wird das Medium der gestalteten Sprache und Musik eingesetzt. Dieses dient als Projektionsfläche für die Befindlichkeit des Zuhörers, deren Verdeutlichung durch den sprachlichen oder gestalterischen Ausdruck von Emotionen durch die rezipierte Literatur und Musik freigesetzt werden soll. Emotionen sind bei allen Menschen vorhanden, manche jedoch verschüttet, ihr Ausdruck behindert und/oder müssen neu gewonnen werden.
Das Konzept der Lesung richtet sich nach den jeweiligen Grundannahmen (nach Petzold und Orth) über menschliches Sein und das Wesen des Menschen. Der Mensch ist seinem Wesen nach schöpferisch. Sein Leben vollzieht sich aus dem Dialog heraus. Gestalteter sprachlicher Ausdruck ist eine Grundeigenschaft des menschlichen Wesens und Teil seiner Entwicklung. Der Ausdruck durch Sprache schafft Dialog und Kommunikation und ist gleichzeitig kreativer Prozess. Sprache wird als die tiefste, einem Menschen mögliche, Ausdrucksform gesehen, um Emotionen freizusetzen. Kommunikation und Emotion beeinflussen sich wechselseitig
Methoden und Ziele des Programms
Das musikalische Leseprogramm sieht sich als unterstützendes bzw. ergänzendes Element des Therapieprogramms der jeweiligen Einrichtungen. Es greift auf Elemente und Methoden der Biblio- und Musiktherapie zurück. Hierbei finden vor allem die rezeptiven Varianten jener Therapieeinheiten Verwendung, bei denen die Patienten/Klienten vorerst nicht aktiv eingreifen, sondern als Zuhörer fungieren.
Das sechzigminütige Leseprogramm basiert auf der Überzeugung der Heilkraft von Sprache und Musik. Es arbeitet mit Mitteln des Lyrischen, Epischen und Dramatischen. Dabei wird das gesprochene Wort in einzelnen Sequenzen von puristischen und eingängigen Gitarrenmelodien und -stücken unterstützt, wodurch zusätzlich unbewusste bzw. wenig beachtete Ebenen des Gehirns erreicht werden sollen, in die man allein durch Gespräche nur schwer oder gar nicht eindringen kann. Schon im Altertum war sowohl die Heilkraft der Musik und deren Möglichkeiten, z.B. einer befreienden Wirkung bei Depressionen als auch die heilende und verhaltensändernde Wirkung von gestalteter Sprache bekannt. Dieses Wissen wird in den heutigen Formen der Musik- und Bibliotherapie angewendet und soll in der Symbiose beider Therapieformen innerhalb des musikalischen Leseprogramms den Lernprozess der Patienten fördern, ihnen einen leichteren Zugang zur eigenen Erlebniswelt ermöglichen, Informationen vermitteln und emotionale Anstöße geben. Es soll letztendlich für den Betroffenen positive kognitive und emotionale Veränderung bewirken.
Gelesen werden größtenteils von Torsten Gränzer verfasste Texte, deren Repertoire sich aus eigenen Erfahrungsberichten, Kurzgeschichten bis hin zu Phantasiegeschichten zusammensetzt, in denen sich die Betroffenen selbst wieder erkennen bzw. sich sowohl mit den Figuren der Geschichten als auch mit denen der Vortragenden identifizieren können. Als Musikstücke kommen von verschiedenen Komponisten vertonte Texte Gränzers zwischen den einzelnen Leseabschnitten zur Geltung. Hin und wieder kann das Programm dabei variieren oder bei längerfristiger Zusammenarbeit nach vorheriger Absprache mit den Ärzten und Therapeuten auch auf das jeweilige Klientel und die aktuelle Gruppensituation eingestellt werden. Das Programm kann sowohl frontal als Bühnenstück, als auch in einer kleineren und abgewandelten Form im Setting einer Gruppentherapie, z.B. in einer Kreisrunde, aufgeführt werden.
Nach der Aufführung kann es für die Zuhörer, je nach individueller Absprache, die Möglichkeit geben, in einer Gesprächsrunde selbst zu agieren bzw. in Interaktion miteinander zu treten und das eigene Erleben bzw. Fragen zu äußern. Die Reflexion kann dabei wahlweise mit oder ohne die Vorführenden stattfinden.
Anwendungsgebiete
Das musikalische Leseprogramm kann in unterschiedlichen Formen bei verschiedenem Klientel angewendet werden, beispielsweise bei lange hospitalisierten, kranken Menschen, um diese zu stimulieren und zu motivieren, ihr geistiges Interesse sowie Aktivität zu wecken und zu fördern und sie von den einseitigen Gedanken an die Krankheit wegzuführen. Durch das Vermitteln von Informationen wird bei den Patienten ein Einsichtsgewinn sowie eine Akzeptanz des eigenen Schicksals angestrebt.
Psychisch kranken Menschen soll die Eingliederung in die Gruppe und/oder den Stationsalltag erleichtert werden. Sie sollen erheitert, neue Denkweisen angeregt und bestimmten Tendenzen wie Rückzug oder Suizid entgegengewirkt werden. Dieser Patientengruppe naheliegend ist auch die Arbeit mit abhängigkeitserkrankten Menschen. Sie kommen in Kontakt mit Gefühlen wie Wut, Trauer, Einsamkeit und Ärger, ebenso können aber auch Wünsche, Phantasien und Sexualität ausgedrückt werden.
Bei der Arbeit mit alten Menschen steht nicht die Krankheit oder Behinderung im Vordergrund, sondern die Eröffnung von Möglichkeiten, neuen Lebensmut zu gewinnen, Freude zu erleben, Verdrängtes aufzuarbeiten sowie Isolation, Hilflosigkeit, Depression und anderen Altersproblemen entgegenzuwirken.
Wir empfehlen eine vierteljährliche Aufführung, um möglichst jeden Betroffenen während eines regulären Therapie- bzw. Reha-Aufenthaltes mit diesem Programm zu erreichen.
Voraussetzungen für die Durchführung
Voraussetzungen für die Durchführung des musikalischen Leseprogramms sind eine enge Beziehung des Zuhörers zur Sprache sowie die Fähigkeit des Verstehens und des Umgangs mit ihr sowie der Deutung und Verwendung von sprachlichen Bildern. Die Gestaltung von Sprache erfordert die Umwandlung von Emotionen in Text und andersherum das Zulassen von Gefühlen, die durch den Text erzeugt werden.
Für die Darbietung wird Platz von mindestens 4 x 2 m (Bühne) benötigt. Die Technik kann von den Künstlern gestellt werden.
Der Preis richtet sich nach dem jeweiligen technischen Aufwand.
Erfahrungen
Erfahrungen haben gezeigt, dass Patienten eine schnellere Identifikation mit einem „geouteten Betroffenen“ und somit auch die Verbindung und den eigenen Zugang zu sich selbst finden.
Es ist vorgekommen, dass in Langzeiteinrichtungen Patienten, die lange Zeit nichts von sich preisgegeben haben, nach der Aufführung des Programms mit ihren Bezugstherapeuten reden wollten.
Wir sammeln unsere Erfahrungen im stetigen Austausch im Arbeitsprozess, lernen intuitiv und reflektiert und halten unser Programm stets auf dem aktuellste Stand unserer eigenen Erkenntnisse. Dabei legen wir großen Wert auf die Rückmeldungen der Betroffenen sowie von Ärzten, Therapeuten und Betreuern.